Remise

An der Nordspitze unseres Hausgrundstücks stand seit je her der bei Kleinsiedlerstellen übliche Schuppen für allerlei „Gedöns“. Als sich auf der Fläche ein Baumbestand entwickelt hatte, wurde dieser Schuppen durch eine Nurdach-Konstruktion ersetzt. Dabei handelte es sich um zwei Telegrafenstangen, die als Pfetten in Kopfhöhe an Baumstämmen eingehängt waren und ein Dach mit Alu-Platten trugen.

Diese Bauweise war sehr flexibel und bedurfte keiner tragenden Wände;
bei starken Winden schwang das Dach
gemeinsam mit den Bäumen, die als Stützen dienten,
hin und her, ohne jemals Schaden zu nehmen.

Die Nurdach-Konstruktion inmitten des Baumbestandes, im Vordergrund unser Restaurationsobjekt Jaguar XK

Bei dem Orkan Kyrill im Januar 2007 knickten mehrere Baumkronen ab und zwei von ihnen zerschlugen Teile des Daches. Der Schaden wurde zwar provisorisch behoben, aber der Spass an dem Gebälk war dahin. Als dann im Januar 2018 der Orkan Friederike noch einmal zuschlug, gab das schließlich den Ausschlag; ein neuer Unterstand sollte her. Dabei ging es auch um die Aufnahme landwirtschaftlicher Maschinen, die zwischenzeitlich angeschafft worden waren.
Die Idee einer Remise war geboren.

Eine Bestandsaufnahme ergab, dass die vorhandenen Dachbalken teilweise wieder Verwendung finden konnten und dass der Versuch gemacht werden sollte, den Umbau während des laufenden Betriebes durchzuführen.

Die Position der Pfette auf der Ostseite musste kaum verändert werden. Deshalb bestand die erste Bauphase darin, den Boden unterhalb dieser Pfette zu verfestigen und ein Fundament für drei Stahlpfeiler zu erstellen, auf denen sie dann statisch neu gelagert werden sollte.

Als Nächstes wurde die neue Ostseite verkleidet, um schnellstmöglich das Gerümpel zu verdecken, also einen guten Eindruck zu machen:

Die Wand von innen mit der aufgelagerten Pfette (hier verdeckt)

Die Pfette trug zwar weiterhin das alte Dach, war jetzt aber schon Bestandteil des Neubaus und als solcher dafür vorgesehen, das untere Lager für das geplante Dach aus Trapezblechen zu bilden.


Das obere Lager – den Firstbalken – für die neuen Dachplatten herzustellen, war dann
Aufgabe des zweiten Bauabschnitts:

Die Stahlpfeiler für den Firstbalken konnten weitgehend im Schutz des alten Daches errichtet werden. Erst als alle Auflager für die Trapezbleche fertig waren, wurde die alte Bedachung abgerissen.

Rechts im Bild: die Halterung für den Firstbalken wird auf den vorderen Pfeiler geschweißt.

Blick von oben auf die Unterkonstruktion der neuen Dachfläche, im Vordergrund der Firstbalken, davor links ein restlicher Baumstumpf

Als die Trapezbleche lagen, war das Wesentliche getan. Jetzt mussten eigentlich nur noch die Seitenverkleidungen angebracht werden und der Baukörper einer üblichen Remise wäre erstellt. Das war aber nicht unser Plan.

Im Allgemeinen sind Remisen vorne unter dem Abdach offen und allseits zugänglich, weil diese Fläche insbesondere als Unterstand für Fahrzeuge dient. Davon abweichend hat unsere Konstruktion unterhalb des Firstbalkens eine feste Wand und beidseitig davon sind Rolltore vorgesehen, die im geschlossenen Zustand diese Wand funktional verlängern; nur soweit die Rolltore geöffnet sind, ist die Fläche unter dem Abdach zugänglich und befahrbar.

Diese spezielle Ausführung ist der Örtlichkeit geschuldet: Die Ausrichtung der Remise war durch die Zuwegung vorgegeben und die liegt nun einmal – völlig ungeschützt – in der Hauptwindrichtung. Sobald Wind aufkommt, würde es in einer offenen Remise ziemlich ungemütlich werden. Nicht ohne Grund haben die Stürme Kyrill und Friederike speziell dort, wo jetzt die Remise steht, besonders gewütet.

Zunächst ging es allerdings erst einmal mit den Seitenverkleidungen weiter:

Nach dem Anbringen der Verkleidungen geht es mit dem Aufbau der Wand auf der Westseite weiter, die im Gegensatz zur Ostwand möglichst winddicht sein soll.
Auch hier kommen Schaltafeln zum Einsatz.

Im September 2018 ist der Baukörper fertig und kommt es zu einer längeren Zwangspause, weil die Rolltore aus Polen so stark nachgefragt sind, dass unsere Bestellung erst im Frühjahr 2019 zur Auslieferung gelangen soll.
Und so fügt es sich – von der Brücke aus betrachtet – in die Gesamtansicht ein.