….und das Münsterland sind seit Generationen unsere Heimat.
Angelmodde war bis 1975 eine kleine Randgemeinde der westfälischen „Provinzialhauptstadt“ Münster
und gehört seit der Eingemeindung zum Stadtteil Südost. Der Kirchplatz, ehemaliger Dorfkern, ist weitgehend erhalten geblieben und weckt Erinnerungen an die Zeiten, als die dörfliche Lebensgemeinschaft noch lebendig war.
Unser Domizil liegt nördlich des alte Dorfkerns am „Alten Postweg“, einer historischen Handelsstraße in Nord-Süd-Richtung, und zwar direkt an einer ehemaligen Furt durch die Angel, wo der Weg den Fluss kreuzte. Heute befindet sich an dieser Stelle eine kleine Straßenbrücke:
In umgekehrter Fahrtrichtung, von der Angelbrücke kommend, zweigt unmittelbar jenseits der Brücke nach rechts ein Weg ab, der bis zur Eingemeindung des Dorfes „Am Wienkamp“ benannt war und seither als Seitenarm dem Alten Postweg zugeordnet ist. („Wien“ ist hier der plattdeutsche Ausdruck für Wein – ein Hinweis darauf, dass sich die geschützten Bereiche der Uferböschungen für den Weinanbau anbieten.) An diesem Teil des Alten Postweges liegt der Turm-Eingang zu unserem Haus.
Der Turm unseres Hauses „bewacht“ die Angelbrücke
Gemarkung Angelmodde
Das historische Siedlungsgebiet wird geprägt von den Flüssen Werse und Angel, die im spitzen Winkel aufeinander zulaufen. Die größere Werse fließt im Bereich der Gemarkung von Süden kommend in nördliche Richtung, während die kleinere Angel rechts der Werse aus Südost kommend als Nebenfluss in die Werse einmündet. Im Mündungsgebiet zwischen den beiden Flüssen liegt dort, wo die Geländehöhe vor Hochwasser schützt, der alte Dorfkern von Angelmodde, auf drei Seiten von Gewässern umgeben.
Diese hervorgehobene Lage und ihr natürlicher Schutz hatte für frühe Siedler einen besonderen Reiz, weshalb der Flecken wohl schon in germanischer Zeit bewohnt gewesen ist. Im neunten Jahrhundert fiel das Gebiet an das münstersche Domkapitel und im elften Jahrhundert wurde die romanische Kirche errichtet. Um diese herum entwickelte sich eine ländliche Bebauung, die 1175 als „Angelmudden“ urkundlich erwähnt wird.
Was der historische Namens-bestandteil „mudden“ besagen sollte, ist nicht eindeutig, da er sich sowohl aus Mündung (= Flussmündung) wie ebenso aus Niederung (= Flussaue) herleiten lässt. Wahrscheinlicher erscheint die letztgenannte Interpretation, weil die Ufer der Angel bis zur Teilbegradigung im letzten Jahrhundert duchaus „moddrig“ gewesen sind.
Gemeinwesen Angelmodde
Die ehemals selbständige Gemeinde Angelmodde hatte ihre Blüte in der Nachkriegszeit bis gegen Ende der sechziger Jahre. Die Dorfbevölkerung galt seit je her als aufgeschlossen und wenig obrigkeitshörig. In der allgemeinen Aufbruchstimmung konnte sich eine kulturelle Atmosphäre entwickeln, die zahlreiche Künstler mit lokaler und teils weiter reichender Bekanntheit hervorgebracht hat. Unter Kennern war Angelmodde das „Künstlerdorf von Münster“.
Dieser Ruf schmeichelte, tat aber dem Gemeinwesen nicht gut. Er zog viele Neubürger an, die davon profitieren wollten, ohne jedoch sich selbst in das Gemeinwesen mit einzubringen. Die starke Nachfrage nach den wenigen vorhandenen Baugrundstücken speziell in exklusiver Uferlage bewirkte eine Art von Gentrifizierung mit der Folge, dass die Einheimischen mit ihren örtlichen Sozialstrukturen mehr und mehr durch eine wohlhabende Stadtbevölkerung verdrängt wurden, die sich nach Münster orientierten und dort sozialisiert waren. Das dörfliche Leben verkümmerte zusehens, die Eingemeindung des Ortes gab ihm den Rest. Abgesehen von etwas Erinnerungsarchitektur unterscheidet sich Angelmodde derzeit nicht mehr von einer gewöhnlichen, wenn auch landschaftlich reizvollen Vorstadtsiedlung.
Angelmodder
Dialog
An der Dorfkirche zu Angelmodde liegt die Grabstätte der Fürstin Amalie von Gallitzin. Sie lebte von 1748 bis 1806, war besonders gebildet, eine Verfechterin der Aufklärung und Mittelpunkt des „Münsterschen Kreises“. Hierbei handelte es sich um eine Gesprächsrunde prominenter Zeitgenossen, die sie in ihrem Sommerhaus in Angelmodde empfing. Derartige Diskussionen kritischer Geister würden den demokratischen Strukturen der gegenwärtigen Gesellschaft gut tun, weshalb sie unter der obigen Bezeichnung gezielt gefördert werden sollen.
Aus diesem Grunde haben vor einigen Jahren Angelmodder damit begonnen, Gesprächs-kreise mit jeweils sechs bis zehn Teilnehmern ins Leben zu rufen, die sich in lockerer Folge etwa einmal monatlich treffen, um gemeinsam aktuelle Themen insbesondere politischer Art zu diskutieren. Diese Treffen nennen sich „politischer Freitag“ und finden in der Regel auch an einem Freitagabend statt zur Erinnerung an jene Zeiten, als es allein im Dorf und drum herum noch acht Gaststätten gab, die freitags – nach Erhalt des Wochenlohns – stets gut besucht waren. Diese gewohnheitsmäßigen Zusammenkünfte der Bürger waren wichtiger Bestandteil der Sozialstruktur, weil dort regelmäßig ein lebendiger Gedankenaustausch stattfand, ohne den ein Gemeinwesen nicht funktioniert und den es heutzutage so nicht mehr gibt.