Mobiles Kulturgut

Das zwanzigste Jahrhundert war ein Jahrhundert der Mobilität. Dies gilt auch und insbesondere für den Individual-Verkehr zu Lande sowie in der Luft. Hiervon zeugen viele großartige Ingenieursleistungen auch im Automobil-Bereich, der vor allem in der westlichen Welt eine schier unglaubliche Entwicklung genommen hat mit gravierenden Auswirkungen auf das alltägliche Leben.

Dieses Phänomen hat uns sowohl als Beteiligte wie auch als Augenzeugen so fasziniert, dass wir uns vorgenommen haben, herausragende Fahrzeuge als markante Vertreter ihrer Zeit für die Nachwelt zu erhalten.


Einen besonderen Schub erhielt die automobile Entwicklung durch die Aufbruchstimmung der fünfziger Jahre.

Schon während des vorausgegangenen Weltkriegs keimte hier und da Optimismus auf, der für die Nachkriegszeit an den Boom der dreißiger Jahre anknüpfen wollte. So entwickelten Ingenieure der Firma Jaguar in England einen leistungsstarken Motor für große und schnelle Fahrzeuge, dessen geniale Konstruktion alles Vergleichbare in den Schatten stellte. Um ihn im Oktober 1948 auf der Londoner Motor Show in Earls Court vorstellen zu können, fehlte nur noch ein passendes Auto. Aus Zeitmangel entschied man sich für den Bau eines offenen Sportwagens, der in nur einem Monat „wie aus einem Guss“ entstand: Der legendäre Jaguar XK war geboren.

Unser Jaguar XK 140 DHC von 1955, aus England importiert und mit der originalen Zulassungs-Nr. VKM 333

Als wir in den achtziger Jahren auf die Geschichte von Jaguar gestoßen sind, wollten wir sogleich einen XK erwerben. Das scheiterte aber an unseren Möglichkeiten, weil der Oldtimer-Markt schon etabliert war und die Preise bereits in Schwindel erregende Höhen getrieben hatte. Deshalb suchten wir nach einem günstigen Restaurationsobjekt und fanden schließlich am 15. Februar 1987 in München etwas Passendes.

Das Aufarbeiten der Schrottmasse zum Fahrzeug erwies sich als Lebensaufgabe. Nach 33 Jahren und vier Monaten, am 15. Juni 2020, war die Karosserie fertig gestellt! Wer den Hergang der Arbeiten nachvollziehen möchte, kann hier weiterlesen.

Der Jaguar XK von 1948 wurde von Anfang an begeistert aufgenommen und ständig – auch während der laufenden Produktion – weiter entwickelt. Zwei Jahre später war dann auch die Limousine startklar; sie wurde auf der Earls Court Motor Show im Oktober 1950 dem staunenden Publikum als Jaguar Mark VII präsentiert. Im Jahre 1999 gelang es uns, einen Wagen dieses Typs zu erwerben und alltagstauglich herzurichten:

Unser Jaguar Mark VII M aus dem Jahr 1957, von uns eingesetzt ab 2000 und außer Betrieb genommen im Jahr 2018

Wer sich für dieses Fahrzeug interessiert und gerne wissen möchte, warum es beispielhaft für die automobile Welt der fünfziger Jahre in unserer kleinen Sammlung aufgenommen wurde, möge hier weiterlesen.


Allgemeine Begeisterung für neue Entwicklungen und das Wetteifern um die Gunst des Publikum bewirkten in den sechziger Jahren einen Innovationssprung.

Getragen von der Erfolgswelle in den fünfziger Jahren erlebte die Automobilgeschichte in den sechziger Jahren ihre gesellschaftliche Blütezeit. Die westliche Welt wurde geradezu von einem Auto-Fieber erfasst. Immer mehr Menschen konnten sich ein Auto leisten, und wer sich ein Auto leisten konnte, wollte auch eines haben!

Ständiges Testen, kreative Lösungen und detailgetreue Umsetzungen brachte eine neue Generation von Fahrzeugen hervor: sicherer, wirtschaftlicher, schneller, bequemer, zuverlässiger und teilweise auch zeitlos schön. Ein besonders gelungenes Exemplar dieser Gattung war die „Pagode“:

Unser Mercedes-Benz 280 SL aus dem Jahr 1968, seit 1992 in unserem Besitz und durchgängig in Betrieb

Dieses Fahrzeug wurde von Prof. Bela Barenyi entworfen, dem ungekrönten Autopapst, der für Mercedes mehr als 3000 Patente erwirkte und dessen Diplomarbeit das „Käfer“-Konzept zum Gegenstand hatte, welches Prof. Ferdinand Porsche später fälschlich als seine Idee für sich reklamierte. Wer zu dem Wagen Näheres erfahren möchte, kann das hier nachlesen.


Modellpflege und Ausrichtung auf Zielgruppen krönten die Blütezeit des Automobils in den siebziger Jahren.

Die Massen-Motorisierung war in vollem Gange und das Publikum wurde immer anspruchvoller, was eine größere Angebotsvielfalt bewirkte. Die Entwicklung von Neufahrzeugen orientierte sich mehr und mehr an spezifischen Wünschen von Kunden, die in der Art und Weise ihrer Mobilität ein besonderes Lebensgefühl genießen wollten. Ein typisches „life-style“ Produkt dieser Art war der Triumph Spitfire 1500, ein englischer „soft“- Sportwagen, von einem italienischen Autodesigner entworfen:

Unser „Spiti“ in seinem jetzigen Zustand, seit 1985 in unserem Besitz und mit einer wechselvollen Geschichte

Dieses Fahrzeug hat von allen, die uns begegnet sind, den größten „Spass-Faktor“. Es fährt sich wie ein Go-Kart, ist schnell, wendig und hat die totale Rundumsicht. Wer es näher kennen lernen möchte, kann hier klicken.


Ab den achtziger Jahren ist die Autowelt für uns langweilig geworden, weil offensichtlich ist, dass es den Herstellern nicht mehr um eine faszinierende Technik, sondern in erster Linie um kaufmännische Belange geht. Der Betriebswirt hat den Ingenieur weitestgehend verdrängt, die Neugierde wurde von der Gier besiegt. Die Skandale der jüngsten Zeit waren keine Ausrutscher, sondern logische Folge dieser Entwicklung! Wir bedauern das sehr, wollen uns dadurch aber nicht die schönen Erinnerungen an eine Zeit des Aufbruchs nehmen lassen.

Ein Trost bleibt!

Seit den neunziger Jahren ist eine andere Sparte der Mobilität im Aufbruch:
Die UL-Fliegerei