Jaguar Mark 7

Als im Jahr 1998 bei uns die Anschaffung eines PKW für längere Arbeitsweg über Land anstand, herrschte zunächst Ratlosigkeit. Aktuelle Modelle fanden keinen Gefallen, Fahrspass wollte sich damit nicht einstellen. Schließlich war die Idee geboren, einen markanten Oldtimer mit Flair und Charakter alltagstauglich herzurichten. Die intensive Recherche nach einem geeigneten Kandidaten führte zum Typ Jaguar Mark 7, der allerdings in Deutschland wenig verbreitet war. So dauerte es noch einige Monate, bis schließlich in Freiburg ein geeignetes Exemplar ausfindig gemacht werden konnte.

Der Wagen war in Amerika gelaufen und als Restaurationsobjekt nach Deutschland exportiert worden. In einer Spezialwerkstatt in Münster wurde er fachgerecht aufgearbeitet und schließlich im August 2000 als Oldtimer sachverständig begutachtet. Bis 2018 war er im Einsatz, seither ist er abgemeldet.

Das Fahrzeug wurde speziell für den Winterbetrieb hergerichtet, weil wir im Sommer eher unsere Cabrios benutzten. Dazu wurde es mit einer (verdeckt eingebauten und funkgesteuerten) Standheizung ausgestattet sowie durch einen kompletten Unterboden (im Spurbereich aus Gummi, mittig aus Alublechen) und rundherum mit Hilfe von Innenkotflügeln aus Kunststoff vor Korrision geschützt.

Warum ausgerechnet ein Jaguar Mark 7 ?

Diese Limousine wurde im Oktober 1950 auf der Earls Court Motor Show vorgestellt und mit Begeisterung aufgenommen. Sie war kein Fahrzeug für die Masse, hat aber die Massen-Motorisierung maßgeblich beeinflusst. Mit ihr wurde bereits in den fünfziger Jahren der Mittelstand als Käuferschicht für Luxusfahrzeuge angesprochen, die bis dahin allein der Oberschicht vorbehalten waren. Nach Größe, Leistung und Ausstattung zählte der Wagen zur Oberklasse, war aber gegenüber der Konkurrenz deutlich preiswerter; unter Snobs galt er als „Bentley for poor people“, was allerdings seiner Beliebtheit auch beim Hochadel keinen Abbruch tat. So war ein Mark 7 das Lieblingsfahrzeug von „queen mum“ und wurde von ihr gar persönlich chauffiert; angesichts der Ausmaße, des Gewichts und fehlender Servo-Unterstützung durchaus eine sportliche Leistung.

Allgemein galt der Mark 7 als sportliches Fahrzeug, was in erster Linie auf seinen genialen Motor zurück zu führen sein dürfte, der schon zwei Jahren zuvor im XK 120 für Furore sorgte. Im Jahr 1956 gewann ein Mark 7 die Rallye Monte Carlo!

Der Jaguar-Slogan „Grace, Space, Pace“ (Stil, Platz, Tempo) überzeugte die Kundschaft auf ganzer Linie; beispielsweise endete seine Premiere in Amerika mit festen Bestellungen in Höhe von 30 Mio. Dollar. Der britische Rennfahrer Stirling Moss fuhr auch einen Mark 7. Darauf angesprochen, soll er gesagt habe:“ Der Elefant und ich, wir sind immer gut miteinander ausgekommen“. Seither hat der Wagen den Spitznamen „Elefant“, was sich direkt anbot, weil viele Fahrzeug wie auch das unsrige in Grau lackiert waren, zur damaligen Zeit eine Modefarbe namens Cornish grey.

Die überzeugende Motorisierung des Mark 7 hatte sicherlich großes Gewicht, aber letztlich entscheidend für seine Wahl war wohl das rundum gelungene Erscheinungsbild, die ganzheitliche Ausstrahlung:

Unser „Elefant“ im Einsatz als Hochzeitswagen: der Bräutigam sitzt im Fond und wartet auf die Braut

Die funktional notwendige Masse und Größe einer 6-sitzigen Limousine erhält durch schwungvolle Rundungen, wellenartige Linienführung und ausgewogene Proportionen einen Hauch von Harmonie und Leichtigkeit. Die Formensprache signalisiert ein gutmütiges Kraftpaket, keineswegs schwerfällig oder steif und weder klobig noch protzig. Sie bewirkt einen Gesamteindruck von Solidität, Kompetenz, Verlässlichkeit, den keinerlei störende Elemente erschüttern; alles scheint aus einem Guss!

Die verwendeten Stilmittel sind eher dezent, aber durch ihre Schlichtheit hoch wirksam. Im Seitenprofil dominieren das großzügige Formenspiel mit den Kotflügeln, die rundliche Chrom-Einfassung beider Türfenster einschließlich vorderem und hinterem Ausstellfensterchen (ein Jaguar-Identitätsmerkmal) sowie die angedeutete Hinterkopf-Form des Daches.

Die Front besticht durch eine dezent eingepasste Kühlermaske, eingerahmt von Scheinwerfern, die wiederum außen herum von den pausbäckigen Rundungen der Kotflügel umspielt werden. (Auch die Form der Lampentöpfe sowie deren Lage zwischen Kühlermaske und Kotflügel war damals ein Jaguar-Identitätsmerkmal.)

Im Wortsinn: das Heck „rundet alles ab“. Es signalisiert, hier ist die Skulptur auf Rädern zu Ende, eine runde Sache! Weil es damals schon möglich war, bis zur Größe einer Heckscheibe rund geformte Scheiben herzustellen, ist auch diese Scheibe passend gerundet.

So schlicht und schnörkellos die Außenhaut, so luxuriös das Interieur:

Für klassische Jaguars gibt es eine internationale Datenbank. Dort ist auch unser Mark 7 verzeichnet und anhand seiner Fahrgestell-Nummer auffindbar: hier der direkte Link!