Streuobstwiese

Als wir Ostern 1955 aus dem Kreuzviertel von Münster nach Angelmodde zogen, wechselten wir von einer Stadtwohnung mit Balkon in eine Kleinsiedlerstelle mit dichtem Obstbaum-Bestand: es gab zwölf Apfelbäume, sechs Pflaumenbäume, zwei Sauerkirschen und eine Süßkirsche, allerdings keinen einzigen Birnbaum.

Im Laufe der Jahre mutierte der Garten ganz allmählich vom Nutz- zum Ziergarten und die Obstbäume standen im Weg oder wurden altersschwach. Deshalb sollte erstmalig im Frühjahr 1989 auf der Angelaue Ersatz geschaffen werden.

Der erste Versuch startete mit 6 hochstämmigen Obstbäumen, die im Bereich zwischen Angelmodder Weg und Schafstall entlang der Straße gepflanzt wurden. Davon überlebt haben nur eine Süßkirsche und ein Birnbaum, die anderen sind an Verbiss-Schäden, verursacht durch unsere Schafe, eingegangen.

Rechts im Vordergrund die Süßkirsche und dahinter auf Höhe des Stalls die Birne (aktueller Zustand). Jenseits davon steht noch eine Marone, die zeitgleich gepflanzt wurde.

Der Blick aus der Gegenrichtung auf den Schafstall, als er noch von den beiden 1989 ebenfalls gepflanzten Maronen eingerahmt wird.

Der Baum zur Flussseite hin ist in der Zwischenzeit einem Schädlingsbefall erlegen; an seiner Stelle wächst jetzt eine robuste Wallnuss heran.

Weil es uns nicht gelungen war, die Jungbäume vor den Angriffen der Schafe ausreichend zu schützen, haben wir eine wiederholte Bepflanzung zunächst unterlassen und erst im Frühjahr 2008 – nach Aufgabe der Schafhaltung – einen weiteren Anlauf mit zwölf halbstämmigen Bäumen unternommen.

Eine Hauszwetschge und zwei späte Äpfel („rote Sternrenette“) wurden auf dem oberen Teil der Aue als Ersatz gepflanzt. Sie haben sich prächtig entwickelt und schon sehr früh getragen.

Nebenstehend eine Rote Sternrenette im vierten Jahr nach der Pflanzung zur Erntezeit.

Für vier Apfelbäume (2 x „Klarapfel“, 1 x „Roter Boskop“, 1 x „James Greave“), drei Birnen, zwei Süßkirschen und eine Sauerkirsche ist ein Feld im nördlichen Teil der Aue abgesteckt worden. Hier verlief die Entwicklung nicht so glücklich: fünf Pflanzlinge hatten einen ernsthaften Befall, eine Birne und eine Süßkirsche sind eingegangen, die beiden anderen Birnen (1 x „Clapps Liebling“, 1 x „Conference“) und die Sauerkirsche konnten nur mit Mühe gerettet werden.

Im Sommer 2011: Entlang der Straße vorne die verbliebene Süßkirsche, dahinter eine Nachpflanzung für die eingegangene Birne und zuletzt die „Conference“. An dem freien Platz links von der Kirsche stand der andere Süßkirschbaum.

Die Nachpflanzung für die Birne sollte auch wieder eine Birne sein, war jedoch tatsächlich ein Apfel, wie sich zwei Jahre später beim Fruchtansatz herausstellte. Dieser Baum machte indes von Anfang an einen sehr stabilen Eindruck, so dass er stehen bleiben durfte. Die Sorte ist uns nicht bekannt, aber sehr ertragreich und bis in den Mai lagerfähig!

Anstelle der abgestorbenen Kirsche ist später eine Aprikose („Ungarns Beste“) nachgepflanzt worden. Die Pflanze lag im Baumarkt in einer Reste-Ecke und machte einen so jämmerlichen Eindruck, als ob sie unbedingt in die Erde und Wasser haben wollte.

Beides hat sie bekommen, aber bislang, noch keine Früchte, jedoch bildschöne Blüten.

Zwischenbilanz nach 10 Jahren

Die Bewirtschaftung der Obstwiese ist eine ausfüllende und befriedigende Tätigkeit, weshalb wir den Bestand noch einmal um zwei Birnen und eine Zwetschge erweitert haben.
Damit mag es jetzt aber auch gut sein.

Im Frühling 2018: links und rechts blühen die Klaräpfel, dahinter rechts der Boskop; vorne links die neue Zwetschge

Die Arbeiten mit den verschiedenen Obstsorten sind teils sehr unterschiedlich:

Äpfel und Zwetschgen

gehören zu den besonderes pflegeleichten Obstsorten. Als einheimische Hölzer sind sie bestens angepasst und kommen sie mit den hiesigen Bodenverhältnissen sowie Wetterbedingungen gut zurecht. Gegenüber Krankheiten haben sie eine hohe Widerstandsfähigkeit und zerstörerischer Befall kommt in der lockeren Formation einer Streuobstwiese praktisch nicht vor.

Als Herausforderung der besonderen Art haben sich allerdings in jüngerer Zeit bei der Apfelsorte „James Greave“ sowie bei der dunklen Knorpelkirsche starke Ertragseinbußen durch Fäulnisbildung ergeben. Es sieht so aus, dass die Früchte von Insekten angestochen werden und diese dabei Mikroben freisetzen, welche sich dann ringförmig um die Einstichstelle ausbreiten. Wahrscheinlich handelt es sich um Monilia-Fruchtfäule, die von Wespen übertragen wird. Dagegen wären die Bäume nicht gefeit. Deshalb erwägen wir eine großflächige Fäulnisbekämpfung mit Hilfe natürlicher Feinde, den effektiven Mikroorganismen.

An pflegerischen Maßnahmen bleiben praktisch nur der jährliche Erziehungsschnitt im Frühjahr sowie ein etwaiger Rückschnitt nach der Ernte. Sollte es Fruchtschäden durch Wurmbefall geben, hilft ein vorbeugender Leimring um den Stamm in Kniehöhe zuverlässig. Irgendwelche Pflanzenschutzmittel waren bislang nicht erforderlich und haben wir auch nicht eingesetzt.

Birnen und Kirschen

sind als ursprünglich mediterane Gewächse nicht so einfach zu handhaben und bedürfen gelegentlich besonderer Zuwendung. Gerade Birnen, aber auch Sauerkirschen haben eine hohe Anfälligkeit für Sporenbefall. Zur Abwehr brauchen sie einen Standort, der gut durchlüftet wird, sowie eine frei geschnittene Krone. Außerdem können sie Bodennässe nicht vertragen.

Unser erster Birnenbaum wurde 1965 in den Hausgarten gepflanzt und 1975 wieder abgeholzt, weil er nicht ein einziges Mal geblüht hat. Die nächste Birne wurde 1978 vor unser Haus gepflanzt und 1989 wieder abgeholzt, weil sie zwar geblüht, aber keinerlei Fruchtansatz gehabt hat. Die 1989 am Schafstall gepflanzte Birne ist mit allen erdenklichen Mitteln gepäppelt worden und hat schließlich doch noch, und zwar 2015 erstmalig getragen.

Eine fast normale Baumentwicklung bei den Birnen haben wir nur mit der 2008 gepflanzten „Conference“ erlebt, die bereits 2011 getragen hat. Vorausgegangen war eine intensive Behandlung gegen Gitterrost und Blattbräune.

Von „Clapps Liebling“ konnten wir erstmalig 2020, nach 12 Jahren, eine Handvoll ernten.

Unsere erste große Birnenernte war 2016, also 51 Jahre nachdem wir unseren ersten Birnbaum gepflanzt hatten.