Unser Wohnsitz ist entstanden aus einem Siedlungshäuschen von 1936, das im Jahr 1965 erweitert worden war und dann 10 Jahre später von uns zu einem „Mehrgenerationenhaus“ umgebaut worden ist. Die architektonische Aufgabe, unsere Vorstellungen akzeptabel „genehmigungsfähig“ umzusetzen, erwies sich als anspruchsvoll.
Dabei heraus gekommen ist eine für Angelmodde einmalige Besonderheit, die sofort ins Auge sticht: unser Haus hat einen Turm! Er steht auf dem ursprünglichen Weg zum Siedlungshäuschen zwischen dessen Nordgiebel auf seiner rechten Seite und den links vom Weg schon vorhanden gewesenen Nebengebäuden (Garagen, Werkraum, Pferdeställe).
Der Turm hat eine notwendige sowie eine freizeitliche Funktion; bis zum Dachgeschoss beherbergt er das neue Treppenhaus, ein weiterer Aufgang darüber hinaus führt auf eine Plattform. Sie war als Erholungsfläche gedacht und so angelegt, dass sie sich in den kalten Monaten bei schönem Wetter gut zum Sonnenbaden eignete. Dafür standen im windgeschützten Bereich unterhalb der Brüstung zwei Klapp-Liegen zur Verfügung.
In den 90er Jahren ergab es sich, dass die Plattform undicht wurde, weshalb das Turm-Gemäuer nach und nach durchnässte. Verschiedene Flickarbeiten blieben letztlich erfolglos und nach weiteren Jahren zeigten sich sogar Feuchtigkeitsschäden auf der Geschossdecke der ersten Etage. Ein Grundsanierungskonzept war angesagt. Zur Diskussion standen ein teilweiser Abriss des Turms mit Neubau der Plattform oder seine Überdachung mit neuer Wasserführung.
Die Überdachung erschien zwar aufwändiger, aber reizvoller und sicherer, was den Ausschlag gab.
Um möglichst schnell Abhilfe noch vor der regenreichen Jahreszeit zu schaffen, ging es im Oktober 2010 los mit einem gewöhnlichen Garten-Pavillon 3 x 3 m, allerdings aus Alu und mit wetterfester Bespannung. Dessen Eckpfosten (Aluprofil-Gitter) wurde rundherum jeweils einen Meter gekürzt und sodann oben auf der Brüstung verankert. Eine umlaufende Rinne unterhalb der Bespannung fing das Regenwasser auf und leitete es über die Dachfläche auf der Ostseite ab.
Rechts im Bild: Blick von Süd auf das blaue Pavillon-Dach, silbrig glänzt die Dachrinne.
Das Provisorium erwies sich als sehr wirkungsvoll und so reifte der Entschluss, daraus eine Dauerlösung zu entwickeln. Das Ständerwerk des Pavillons wurde durch Stahlstützen verstärkt, das Gestänge der Abdeckung durch eine Walmdachkonstruktion mit Trapezblechen ersetzt.
Die Gehrungsschnitte der Bleche waren schon knifflig, aber noch schwieriger war deren Montage, die ohne eine Gerüstkonstruktion nicht zu bewältigen gewesen wäre.
Mit langen Leitern, die oben auf der Brüstung befestigt waren und auf beiden Seiten darüber hinaus ragten, konnten Auskragungen für eine Laufbohle geschaffen werden.
Deren Begehung erfolgte (mit Bergsteigerausrüstung) vom Turm aus über eine Trittleiter.
Rechts im Bild: das „Hängegerüst“ an der Nordseite des Turms; zur Montage der südlichen Dachfläche konnte es auf der gegenüber liegende Turmseite eingehängt werden. Für die anderen Dachflächen wurden die Leitern in Ost-West-Richtung auf der Brüstung befestigt.
Ein richtiger Turm braucht natürlich eine Spitze!
Die weltweite Auswahl an Turmspitzen ist riesig. Wir haben uns für eine Windrose aus Kupferblech entschieden, deren Anzeiger für die Windrichtung von einem Raubvogel im Sturzflug gekrönt wird. Die Silhouette des Vogels und seine Bewegungen im Wind sollen angeblich die Tauben abschrecken. Das können wir allerdings nicht bestätigen.
Die Art des Gerüstes machte es erforderlich, dass wir bei der Eindeckung mit der Spitze anfingen.
Nachdem unser Vogel farblich angepasst worden war, fand er seinen Platz auf der Turmhaube.
Sodann wurden die Ecken des Turmdachs montiert. Allmählich nahm die Konstruktion Gestalt an:
Nachdem das provisorische Pavillon-Dach vollständig durch ein Walmdach aus Trapezblechen ersetzt war, musste auf der schräg abfallenden Ostseite des Turms noch ein Anbau errichtet werden. Hier lag die Brüstung außerhalb der Überdachung, war also noch ungeschützt.
Nachzutragen bliebe noch, dass unser Raubvogel auf dem Turmdach mittlerweile auch sturmerprobt ist, was ihm allerdings beide Schwingen gekostet hat.
Der einst so stolze Greif schaut nun eher aus wie ein
„Broiler“.