Angelaue

Blick in Richtung Südost flussaufwärts auf die Angelaue, rechts mittig unser Schafstall, davor der Alte Postweg von der Angelbrücke kommend in Richtung Dorf Angelmodde

Die Grünfläche zwischen Angelbrücke und Angelmodder Weg links neben dem Alten Postweg wird seit je her landwirtschaftlich genutzt, bis Anfang der 60er-Jahre als Kuhweide, dann als Pferdekoppel und von Ende der 70er-Jahre bis Anfang dieses Jahrhunderts als Schafswiese. Es handelt sich um ein Ufergrundstück entlang eines nicht begradigten Teils der Angel von rund 3.700 qm Fläche und einer Uferlänge von knapp 200 m, also um ein Stück der linksseitigen Angelaue (flussabwärts gesehen).

Vom Dorf aus kommend beginnt die unbebaute Uferzone der Angel direkt an der Einmündung des Alten Postwegs in den Angelmodder Weg. Zunächst ist sie nur 30 m breit und wird sie sogar immer schmaler, bis der Abstand vom linken Flussufer zum Alten Postweg nur noch 10 m beträgt. In diesem Bereich bis zur Engstelle gliedert sich das Höhenprofil der Aue in zwei Ebenen: die obere verläuft auf gleicher Höhe wie die Straße, die untere nur etwa einen Meter oberhalb des Wasserspiegels.

Die Uferterrasse

Die untere Ebene ist „Neuland“ und verdankt ihrer Entstehung einer Richtungsänderung des Flusses. Noch im Jahre 1955 befand sich dort das Flussbett der Angel.

Bei zahlreichen Überschwemmungen der früheren Jahre hat die Kraft des Wassers nicht nur ein neues Flussbett gegraben, sondern zugleich auch die mitgeführte Erde außerhalb der Strömung so aufgespült, dass anstelle der alten Vertiefung neues „Festland“ entstanden ist – so gleichmäßig und eben, als sei es von Menschenhand planiert worden, eine sogenannte Aufschüttungsterrasse.

Im Bereich der Engstelle beschreibt die Angel einen großen Rechtsbogen und verändert zugleich ihr Erscheinungsbild. Während sie bis dahin eher als ein „Flüsschen“ daher kommt, weitet sich ihre Wasserfläche hier deutlich aus. Dieses Profil behält sie von nun an für ihren restlichen Weg bis zur Mündung in die Werse bei.

Rechts vorne der Zustrom durch das neue Flussbett, im Hintergrund die Ausweitung der Wasserfläche; die Ausbuchtung ist auf einen restlichen Teil des alten Flussbettes zurück zu führen.

Die Uferterrasse hat zwei Zugänge, einen neu angelegten an der Grenze zum Nachbargrundstück Angelmodder Weg 89 und einen weiteren auf der anderen Seite am Schafstall.

Der neue Zugang am Nachbargrundstück endet neben einer Treppe, die zu Wasser hinunter führt. Dort beginnt auch der „Angelpfad“, ein schmaler Gang entlang der Uferlinie, der in seiner letzten (noch nicht erreichten) Ausbaustufe bis zur Angelbrücke geführt werden soll.

Der Angelpfad

An einem Fluss entlang zu laufen, ist für viele ein zutiefst menschliches Bedürfnis. Wahrscheinlich rührt es noch aus der Nomaden-Zeit, als schier endlose Weiten erkundet werden wollten und sich dafür häufig der „Wasserweg“ anbot. Jedenfalls hat ein Uferweg etwas Reizvolles, weshalb unsere Aue ebenfalls einen erhalten soll.

Das erste Stück des neuen Pfades – in Flussrichtung gesehen – verläuft noch in dem Bereich, wo die Angel als recht schmales Flüsschen daher kommt. Rechts neben dem Pfad ist die kleine Böschung zum Wasser hin mit Weidengehölz bewachsen.

Wo sich die Wasserfläche öffnet, verläuft er direkt am Ufer entlang bis zu einer mächtigen Weide, die ihm den Weg versperrt. Dort steigt er links neben dem Baum bis fast zur Höhe der Uferterrasse an und führt dann – auf dieser Höhe verbleibend – bis unterhalb des Schafstalls.

Vom Schafstall aus fließt die Angel geradewegs gen Osten, um dann nach etwa 40 m in einem engen Bogen nach links auf Nord-West zu schwenken. Diese Richtung behält sie bis zur Einmündung in die Werse bei.

Von der letzten Flussbiegung bis zur Brücke, danach sind es nur noch ca. 100 m bis zur Mündung.

An dieser Uferlinie ist der Angelpfad noch nicht angelegt. Er geht einstweilen nur bis zur Landspitze, dort wo die Flussbiegung ihren Scheitelpunkt hat:

Zwischen Stall und Landspitze hat der Angelpfad auf seiner Böschungsseite einen Schutzwall aus Gehölz. Dadurch soll erreicht werden, dass bei Hochwasser kein Unrat auf die Wiese geschwemmt und dann bei sinkendem Wasserstand dort abgelagert wird.

Das obige Bild zeigt einen erhöhten Wasserstand, wo zwar der Angelpfad jenseits des Walls überschwemmt ist, aber die Wiese noch nicht. Im Dezember 2019 – vor Errichtung dieses Walls – hatten wir ein Hochwasser, bei dem Gartenabfällen und Gerümpel im Umfang einer ganzen LKW-Ladung auf die Wiese gespült worden sind.

Bei jedem gewöhnlichen Hochwasser wird die ganze Flussniederung überschwemmt und ist die Strömung so stark, dass sie nicht mehr dem Flussbett folgt, sondern den direkten Weg über die Wiese nimmt. (Auf diesem Bild liegt kein Unrat im Wasser, sondern ein abgelagerter Haufen Brennholz, der glücklicher Weise nicht weggespült wurde.)

Die flussabwärts zwischen Schafstall und Angelbrücke gelegene Uferwiese bildet die Hauptfläche unserer Aue. Ihr Boden und Bewuchs sind naturbelassen; sie werden allein durch regelmäßigen Grünschnitt kultiviert. Derzeit sind auf dem Gelände drei Projekte in Arbeit, nämlich

  • auf dem nördlich Teil vor der Angelbrücke eine Streuobstwiese, die 2008 angelegt wurde und deren Entwicklung hier beschrieben wird.
  • in der Mitte ein Rundbeet, das von Hobby-Gärtnerinnen angelegt wurde und als Anbaufläche hauptsächlich von Gemüse dient.
  • entlang der Straße eine im Werden begriffene Wallhecke, mit der es folgende Bewandtnis hat:

In den 80er Jahren war die Luftqualität am Alten Postweg speziell auf dem Teilstück zwischen Angelmodder Weg und Angelbrücke besonders schlecht, weil dieser Bereich in einer Senke liegt, wo sich die Auto-Abgase von der Hauptstraße und dem als „Schleichweg“ genutzten Postweg sammeln. Katalysatoren waren noch nicht sehr verbreitet und die Schadstoffbelastung derart hoch, dass die Nadeln unserer Fichten am Wegesrand jeweils unten herum abgestorben (braun) waren. Da zu jener Zeit Schafe auf der Wiese standen, schien auch das Tierwohl gefährdet. Die Verwaltung der Stadt Münster wurde von uns informiert, nahm sich der Sache aber nicht an. Private Abhilfe musste her: die Idee einer Wallhecke war geboren.

Wallhecken sind im Münsterland als Feldbegrenzung und Windschutz früher sehr verbreitet gewesen, jetzt aber deutlich auf dem Rückzug; sie bedürfen ständiger Pflege und haben gegenüber anderen Abgrenzungen einen hohen Flächenbedarf.

Unsere Wallhecke fing damit an, dass der ehemalige Schafzaun aus Drahtgeflecht von innen mit allerlei Schnittholz zugestopft und mit Erde angehäufelt wurde. Darauf kamen dann Baumstämme zur Verdichtung.

Als die Luftqualität sich wieder besserte und auch die Fichten wieder grünten, geriet das Projekt Wallhecke ein wenig aus den Augen. Zwar wurde sie weiterhin mit Holzschnitt und Gartenabfällen bestückt, aber die Verrottung erfolgte schneller als der Aufbau.

Unsere Wallhecke ist heute nicht massiver als vor 30 Jahren und es dürfte sicherlich noch weitere 30 Jahre brauchen, um wirklich von einer „echten“ Wallhecke sprechen zu können.